Die Zeit 1980 bis 2000

Nachhaltigkeit – sozialverträgliches Wandern – sanfter Tourismus – Völkerverständigung.

Diese Begriffe miteinander zu verbinden und im Verein zu leben, waren Inhalt und Aufgabe der 1980er/90er Jahre. Wanderungen wurden bewusst ausgewählt und einem Thema zugeordnet.

Wir hatten in der Ortsgruppe NaturfreundInnen mit besonderen Interessen,
z.B. Natur- und Umweltschutz, Kultur, Musik oder die Aufarbeitung unserer Geschichte, speziell während des Verbots unserer Organisation. Zu den Wanderungen kamen Vorträge zur Umweltsituation, die Mitarbeit im Umweltzentrum und 1996 die Anerkennung als Naturschutzverband nach § 29 des Bundesnaturschutzgesetzes.

Nach einem Besuch der geteilten Stadt Berlin und der Rückreise durch die DDR ergab sich die Genehmigung einer Wanderung auf dem Rennsteig. Wir waren die letzte Wandergruppe, die die Zonengrenze am Tage der Wiedervereinigung, dem 3. Oktober 1989, überschritten hatte.

Die Kontakte zu den „Amis de la Natur – Section Aix-en-Provence“ wurden wiederbelebt. Nach der Brandkatastrophe an der Montagne St. Victoire sammelten wir Spenden für die Wiederaufforstung mit standortgerechten Bäumen und haben unsere französischen Freunde bei den Pflanzungen unterstützt.

Als Zeichen der Freundschaft und der Völkerverständigung haben sich Naturfreunde aus Aix-en-Provence, Perugia und Tübingen getroffen – drei Bäume im Parco Saint Angelo erinnern an dieses Treffen. Bei dem internationalen Wettbewerb
„100 000 Bäume für Europa“ erhielten wir 1996 in Sevier, Frankreich,
den 1. Preis der Naturfreunde Internationale.

Mit den tschechischen Naturfreunden in Jablonec n.N. verbindet uns seit 1993 eine enge Freundschaft. Bei allen Besuchen waren wir mit den NaturfreundInnen aus der jeweiligen Region zusammen, haben tiefe Einblicke in die Lebensgewohnheiten dieser Menschen erhalten und auch ihre Sorgen und Probleme erfahren.

Nach einem Schüleraustausch mit dem County Durham, England, waren wir 1991 und 1997 mit den GastgebereItern dort unterwegs, eine Rundreise durch Schottland stand ebenfalls auf dem Programm. Übernachtet haben wir während der Semesterferien in Colleges, die auf diese Weise ihr Personal in den Ferien weiterbeschäftigen konnten.

Wir arbeiteten unsere jüngere deutsche Geschichte auf, gemeinsam waren wir bei der Gedenkstätte auf dem Heuberg, in Grafeneck, in Baisingen und Hailfingen,
in Zwiefalten, Bisingen, beim ÖIschieferabbau in Natzwyler und in Straßburg.

Mehrtageswanderungen führten uns auf dem Westweg durch den Schwarzwald,
zur Tübinger Hütte des Alpenvereins, in die Rhön, mit dem Fahrrad reisten wir an der Donau von Passau nach Wien und entlang der Salzach von Krimml nach Salzburg.

Unter dem Titel „Unsere kleine – große Stadt“ wanderten wir durch die Tübinger Teilorte und erhielten von den OrtsvorsteherInnen Einblicke in die Geschichte der ehemals selbstständigen Gemeinden.

Seit 1988 besuchen wir regelmäßig Freilichtspiele in Schwäbisch Hall, Jagsthausen, Hirsau und Bregenz.

Ende der 1990er Jahre war abzusehen, dass unser Vereinsheim in der
„Alten Silcherschule“ nicht mehr lange zu Verfügung stehen würde.
Es war ein glücklicher Zufall, dass wir von Vereinsmitgliedern auf ein Gartenhaus in einer Obstbaumwiese aufmerksam gemacht wurden. Wir haben das Anwesen vom Land Baden-Württemberg gepachtet und es ist gelungen, die Baugenehmigung für den Umbau zu einem Vereinsheim zu erhalten. In knapp zweijähriger Bauzeit haben
wir in Eigenleistung das marode Gartenhaus saniert und für unsere Zwecke eingerichtet.
Einweihung war am 3. Oktober 1999.

Herbert Schmitt

Geschichte der Naturfreunde – von 2001 bis 2008

[Schmitt, Herbert: Berg frei – Mensch frei – Welt frei! Facetten der Vereinsgeschichte, Die Zeit 1980 – 2000, in: Natur. Hier bin ich Mensch, hier will ich sein. 100 Jahre Naturfreunde Tübingen, hrsg. von Evamarie Blattner & Wiebke Ratzeburg, Tübingen 2013, S. 87-89]

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